Konzept, Text, System-Komposition, Ton und Regie: miu
Vorleserin: Akiko Okamoto
Termin: Samstag, 19.09.2020, 15Uhr/20Uhr
Ort: Filmwerkstatt Düsseldorf (Birkenstraße 47, 40233 Düsseldorf)
Dauer: ca. 40 min
In deutscher und japanischer Sprache
Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, NRW KULTURsekretariat, Kulturamt Düsseldorf
Weitere Vorstellung: Am 27.9.2020 um 19 Uhr im Maschinenhaus Essen
Kurze Projektbeschreibung:
mius Projektreihe „Ex“ ist im konzeptionellen Sinne eine Plattform, die darauf abzielt, einen Raum zur experimentellen Spielwiese zwischen Soundinstallation und Sprachperformance zu konvertieren. „Ex“-Arbeiten reflektieren seine zwei Hauptthemen: die „Dualität“ (der migrantischen Persönlichkeit) und das „Buch als eine Quelle der Klangschaft“. Die zentrale Rolle spielt ein zweisprachiges Buch (japanisch und deutsch). miu hat sich lange mit der Rolle, die die „Dualität“, die Mehrsprachigkeit des Buches repräsentiert, beschäftigt. Der Text des Buches ist für ihn (wie für viele andere auch) teilweise verständlich und unverständlich, was ihn zu der Frage führte: Was geschieht, wenn jemand einen Teil eines Buches vorgelesen bekommt, den er zwar sehen, aber nicht lesen und auch nicht verstehen kann. Er nimmt das als musikalische Erfahrung wahr. Wenn ein Buch vorgelesen wird, dient es als Klangmaterial für den menschlichen Gaumen. Es enthält aus dieser Perspektive Akkorde, gibt Timbre, Rhythmus und Intonation vor. Ganz so wie Musik über Notationssysteme programmiert und darstellbar wird, funktioniert das Buch wie eine Partitur, die einen Interpreten braucht, der sie entziffern kann.
Dieser „Interpret“ ist vielstimmig: Es sind zum einen Performer, die das Buch vorlesen und deren Stimmen in Echtzeit miteinbezogen, verarbeitet und zu einer poetischen Klanglandschaft gestaltet werden. Zum anderen ist der „Interpret“ auch ein Computersystem: Das Buch, also die „Partitur“, wird von einer computergesteuerten Motorik durchgeblättert, und die geöffnete Seite wird vom Bilderkennungssystem in Echtzeit als Bild gescannt. Die aufgenommenen Informationen werden als Parameter verwendet, die die Notation und die Klangsynthese beeinflussen. Im ganzen System sind mehrere Mikrocomputer (Raspberry pi) in Einsatz.
Der Text im Buch „Fermata Ex“ basiert auf den Denkprozess, der während der Produktion der Bühnenarbeit „Fermata“ (Premiere am 10. Oktober 2019 in Park im Kultur, Düsseldorf) entstanden ist. Der Titel der Bühnenarbeit wird übernommen, die über ein vergessenes unterirdisches Theater „Fermata“ war, das einmal in der Stadt existiert hat. „Fermata Ex“ entwickelt die in „Fermata“ begonnene Auseinandersetzung mit der Dualität von Identität und Erfahrung in einer eigenständigen Arbeit weiter.
Foto: Celine Al-Mosawi / Video: Fabian Schulz